Botschafter Jürg Lauber, der neue Chef der Schweizer Mission bei der UNO in Genf und ehemaliger Chef der Schweizer Mission bei der UNO in New York sprach mit dem Netzwerk Multilateralismus über die derzeitigen Chancen und Herausforderungen der UNO.

Der Multilateralismus und die Schweiz
Die vermehrten Spannungen zwischen den Grossmächten hätten laut Jürg Lauber in der vergangenen Zeit leider dazu beigetragen, dass multilaterale Verhandlungen schwieriger geworden sind. Dennoch zeigten Umfragen, dass die Weltbevölkerung die Arbeit der UNO weiterhin schätzt – insbesondere deren Engagement im Feld, wo die UNO weiterhin gute und wichtige Arbeit leiste. Und auch wenn Covid-19 gewisse Schwächen des Multilateralismus z.B. im UNO-Sicherheitsrat akzentuiere, so scheint jene Arbeit im Feld trotz Pandemie sehr gut zu funktionieren.

Um die multilateralen Bemühungen zu unterstützen, setzte die Schweiz in den vergangenen Jahren verschiedene Impulse: So konnte beispielsweise Einfluss auf den Inhalt der Agenda 2030 ausgeübt oder das Konzept „Peacebuilding und Sustaining Peace“ – also die Neudefinierung und Verbreiterung des Begriffs “Sicherheit“ – vermehrt eingebracht werden. Das Engagement für Reformen der Arbeitsmethoden des Sicherheitsrats, welche die Transparenz des Gremiums erhöhen sollen, sowie für die Digitalisierung innerhalb der Organisation wurde weiter vorangetrieben. Ebenso wurde die Rolle des Internationalen Genfs durch einen offensiveren Umgang mit den Leistungen, Kompetenzen und Kenntnissen, welche in Genf erbracht und aufgebaut werden, auch in New York gestärkt.

Herausforderungen für die UNO
Der Pfeiler Menschenrechte sei für die UNO eine der grossen Herausforderungen, da von überall her Widerstand existiere. Dabei betont Lauber, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Respekt von Menschenrechten, der Rechtsstaatlichkeit und auch der UNO-Charta bestehe. Es scheint also, dass wir nicht weniger, sondern mehr Einsatz für die Menschenrechte bräuchten. Ebenso benötige es weitere Reformen der Arbeitsmethoden der UNO. Ausserdem sei die Frage nach der Positionierung des Internationalen Genfs von hoher Bedeutung: Welches sind die Akteure des multilateralen Genfs? Braucht es eine stärkere Öffnung für NGOs? Wenden wir sinnvolle Methoden an, braucht es beispielsweise die grossen Konferenzen, für welche wir alle um die Welt fliegen? Covid-19 zeigt, dass es in Zukunft wichtig wird, eine Balance zwischen persönlichen Kontakten – welche für die multilaterale Zusammenarbeit immer noch unabdingbar sind – und virtuellen Lösungen zu finden.

Klar ist für Lauber, dass der Multilateralismus trotz allen Herausforderungen eine Zukunft hat. Es gebe genug Staaten, welche die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit verstehen und an dieser festhalten würden.

Langjährige UNO-Erfahrung
Jürg Laubers erste Einblicke in die UNO-Welt sammelte er schon vor seiner Zeit beim EDA, als er im Rahmen von Peacekeeping-Missionen in Namibia und Korea stationiert war. Nach seinem Eintritt in das EDA 1993 war er als Diplomat unter anderem in Bangkok und Peking tätig. Er leitete zudem das Kabinett des Präsidenten des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) in Den Haag. Zwischen 2011 und 2015 war er im EDA Leiter der Abteilung „Vereinte Nationen und internationale Organisationen“, anschliessend Chef der Schweizer Mission bei den Vereinten Nationen in New York und seit September 2020 leitet er die Schweizer Mission bei der UNO in Genf.

Netzwerk Multilateralismus
Das Netzwerk Multilateralismus wurde von der Gesellschaft Schweiz-UNO 2018 ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine Verbindung von fast 40 Akteuren aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung, die sich für eine Stärkung des Multilateralismus einsetzen. Eine Teilnahme steht grundsätzlich allen in diesem Bereich tätigen Organisationen offen.

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